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Dann musste ich grinsen …

„Halt! Bevor du jetzt was sagst bin ich noch einmal dran! Du ganz allein hast auch noch die Strafarbeit für Herrn Miesmacher zu machen, da du die Klappe mal wieder nicht halten konntest in seiner Stunde! Das hättest du dir aber wirklich ersparen können, denn du weißt doch, dass er es nicht leiden kann wenn man mit seinem Namen Scherze macht.“

„Stimmt leider ganz genau ...“, bekannte ich murrend. In meinem Kopf entstand in diesem Moment das folgende Gedicht, das ich am nächsten Tag direkt in einem unbeobachteten Augenblick an die Tafel schreiben würde:

 Ach du alter Miesemacher
denkst von dir, du bist der Kracher
hau nur ab du Kinderschreck
denn sonst laufen wir dir weg …

 Sicher würden sich meine Klassenkameraden darüber köstlich amüsieren. Und ich konnte schon jetzt den alten Miesmacher vor mir sehen, wie er seine Nickelbrille von der Nase auf die Stirn schieben würde, um uns Schülerinnen und Schüler in der Klasse genau zu mustern. Dabei würde er ganz sicher wieder puterrot anlaufen, dass man meinen könnte er bekomme gleich einen Herzinfarkt.

Nur leider würde er uns diesen Gefallen sicher wieder nicht tun. Stattdessen würde garantiert ein Donnerwetter losbrechen. Und ich konnte sicher mit den nächsten Strafarbeiten von Miesmacher rechnen. Denn leider kannte er ja unsere Schriften nur zu gut, schließlich hatten wir ihn ja nicht erst seit gestern als Lehrer. Aber das sollte mir egal sein, denn wenn ich an ihn dachte, dann ging mir der Hut hoch.

Ja, es wütete in mir ein wahrer Orkan. So sehr hatte ich ihn gefressen.

Schließlich gerieten wir schon aneinander seit ich von der Grundschule zum Gymnasium gewechselt war. Zwischen uns war es Hass auf den ersten Blick, und das ganz sicher beidseitig.

Von mir aus konnte das auch so bleiben, nur die ewigen Strafarbeiten und Einträge ins Klassenbuch nervten mich langsam. Ach, Mensch, ich hätte dem Miesmacher … eins können … - weil er mir schon wieder eins ausgewischt hatte. Dabei konnte ich doch nichts für seinen bescheuerten Namen.

„Ja, ich weiß“, gab ich meinem Ranzen gegenüber deshalb auch zähneknirschend zu „aber muss der denn einen so dämlichen Namen haben?“

„Er hat ihn nun einmal ...“, mehr bekam ich nicht zur Antwort.

Wie gern hätte ich darauf etwas erwidert. Doch noch bevor ich dazu ansetzen konnte hörte ich, wie die Wohnungstür von außen geöffnet wurde. Das konnte nur meine Mutter sein ...

„Jetzt musst du dich verstecken“, flüsterte ich dem Ranzen zu. Schließlich durfte doch keiner sehen, dass er lebendig geworden war.

„Schieb mich unter dein Bett, aber tu mir dabei nicht weh“, kam es fast lautlos von meinem Ranzen.

Mit einem ganz leisen „Okay“ beförderte ich ihn sanft unter mein Bett.

In diesem Augenblick wurde auch schon die Tür zu meinem Zimmer geöffnet, und meine Mutter stand lachend vor mir.

„Na Heike, bist du schon lange zu Hause?“ wollte sie von mir wissen.

„Nö, eigentlich noch nicht, glaube ich“, parierte ich ihre Frage.

„Dann musst du unterwegs ja wieder mal wahnsinnig getrödelt haben. Denn dein Unterricht ist schon seit gut drei Stunden aus.“

Forschend sah sie mich bei dieser Feststellung an.

„Hast du dir denn schon das Mittagessen warm gemacht und es gegessen?“

„Mittagessen ...“, ich muss sie angesehen haben als würde ich dieses Wort zum ersten Mal hören, denn sie schüttelte nur den Kopf über mich.

„Nein, zum Mittagessen kam ich wirklich noch nicht!“

„Was hast du denn bloß die ganze Zeit über gemacht?“ war die nächste Frage meiner Mutter, die ich ihr doch wirklich nicht wahrheitsgemäß beantworten konnte. Deshalb versuchte ich sie davon abzulenken indem ich ihr eine Gegenfrage stellte, auf die sie sich aber nicht einließ.

„Nun sag schon, was hast du in der Zwischenzeit gemacht?“ bohrte sie noch einmal nach.

Dass Mütter aber auch gar nicht aufhören können penetrant immer wieder die gleichen Fragen zu stellen..., ging es mir durch den Kopf, und zur Antwort gab ich ihr „Ich habe geträumt ...“, was ja nicht ganz gelogen war.

Glücklicherweise schien meine Mutter mit dieser Antwort zufrieden zu sein, denn sie hatte jetzt nur noch eine Sorge. „Du musst Mittagessen, denn du hast heute Nachmittag Fußballtraining, und dafür brauchst du die nötige Kraft!“

Wie gut, dass sie mich nicht nach dem Ergebnis der Mathe-Arbeit fragte, sonst wäre ihr die Laune wohl gleich vergangen. So aber lachte sie mich gut gelaunt an und nahm mich mit rüber in die Küche, wo sie mir auch gleich das Mittagessen wärmte und dann servierte.

„Hmmmm ...“, es war aber auch zu lecker, heute gab es ausgerechnet mein Lieblingsgericht.

Das war ja richtig klasse.

Zum ersten Mal wurde ich also für eine schlechte Note auch noch belohnt …

Ach, wie schnell mich das über das Ergebnis der Mathe-Arbeit doch hinwegtrösten konnte. Es tat mir richtig gut! Deshalb verschlang ich auch gleich zwei Portionen davon.

Außerdem hatte es den Vorteil, dass ich in dieser Zeit keine unnötigen Fragen beantworten musste. Denn meine Mutter mochte es überhaupt nicht, wenn einer von uns mit vollem Mund sprach.

Kaum hatte ich mein Essen gegessen und meinen Teller in die Spülmaschine gestellt, schon wollte ich zurück in mein Zimmer.

Doch diese Rechnung hatte ich ohne meine Mutter gemacht.

Noch bevor ich mich versehen konnte kam sie auch schon, die Frage nach der Note in der Mathe-Arbeit, der ich so gerne ausgewichen wäre. Sofort ließ ich meinen Kopf sinken, und meine Mutter wusste dadurch ganz genau, dass die Arbeit wieder einmal nicht so ausgefallen sein konnte, wie wir uns das wünschten.

„Jetzt mach schon den Mund auf. Wie ist sie ausgefallen?“ ließ sie sich nicht beirren.

„Drei Minus“, kam es kleinlaut von mir.

„Und an was hing es? Du hast doch wirklich vor der Arbeit eine ganze Menge gelernt, also was war los?“

„Ich weiß es auch nicht“, war das Einzige, was ich ihr darauf antworten konnte.

„Dann sehe ich mir das nachher mal ganz genau an“, entschied sie. „Denn das muss in Zukunft einfach besser werden! Aber jetzt muss ich mich tummeln, bevor der Mario heimkommt, damit auch er dann sein Mittagessen auf dem Tisch hat. Du kannst in der Zeit ja schon mal mit den Aufgaben beginnen.“

Froh, meiner Mutter so schnell zu entkommen und verließ die Küche in Richtung meines Zimmers. Jetzt ärgerte ich mich, wieder einmal, dass ich es nicht von innen absperren konnte. Denn wie gern hätte ich mich jetzt mit meinem Ranzen weiter unterhalten.

So wusste ich aber nicht wie ich das machen sollte.

Schließlich sollte meine Mutter ja nicht mitbekommen, dass mein Ranzen lebendig geworden war.

Ach, es war einfach nur ärgerlich ...

In meinem Zimmer angekommen lugte ich gleich unters Bett, von wo mir mein Ranzen fröhlich zuwinkte. Ich winkte zurück. Aber ganz egal wie gerne ich jetzt auch mit ihm geredet hätte, mir blieb nichts anderes übrig als ihm ganz leise zu erklären, dass ich mich noch nicht mit ihm unterhalten konnte, da meine Mutter jeden Moment wieder bei mir rein schneien konnte.

Mein Ranzen, der die Zeichensprache zu beherrschen schien, nickte nur stumm und ich stand wieder auf um mich an meinen Schreibtisch zu setzen.

Schließlich wusste ich ganz genau, ich würde mich mit meinem Ranzen erst in dem Moment wieder unterhalten können, in dem meine Mutter meinen kleinen Bruder von der Schule abholen würde.

Das passte mir zwar überhaupt nicht, nur was sollte ich machen?

Ich konnte es einfach nicht riskieren, dass meine Mutter mitbekam was hier abging.

Deshalb setzte ich mich an meinen Schreibtisch, um zu überlegen wie es jetzt weitergehen sollte. Doch einen klaren Gedanken zu fassen, das gelang mir nicht.

Rein prophylaktisch packte ich deshalb ein paar Unterlagen auf den Schreibtisch, um mit den Hausaufgaben zu beginnen. Aber so aufgeregt wie ich war kam ich einfach nicht zum Arbeiten.

Viel zu viel ging mir durch den Kopf. Und ich ertappte mich dabei, wie ich auf meine Schreibtischunterlage einen Luftballon nach dem anderen malte.

Auf diese Weise würde ich nie mit meinen Sachen fertig werden, bis ich zum Fußballtraining musste, das war mir klar.

Doch was tun???

Ich konnte mich auf meine Strafarbeit einfach nicht konzentrieren.

Wieso musste dieser olle Miesmacher mir ausgerechnet diesen Tag mit Strafarbeiten mies machen?

Oh Manno … - die hätte ich nun wirklich nicht gebraucht.

Dass ich mir die Strafarbeiten selbst zuzuschreiben hatte, das kam mir dabei natürlich nicht in den Sinn. Ich empfand es einfach nur als ungerecht. Schließlich hätte er, als er kürzlich geheiratet hatte auch den Namen seiner Frau, unserer Deutschlehrerin, annehmen können.

Dann hätte er Meier geheißen, worüber sich kein Mensch lustig gemacht hätte.

Außer … - aber das war viel zu absurd.

Denn wen interessierten schon die Eier vom Meier.

Wieder drifteten meine Gedanken in Richtung Schule ab, und ich fragte mich, wie es denn zu diesem Hass zwischen dem Miesmacher und mir eigentlich gekommen war.

Eine Antwort darauf fand ich allerdings nicht, außer …

Ja, musste er denn ausgerechnet im ersten Winter, als ich im Gymnasium war, in der Pause auf dem Schulhof Dienst schieben? Hätte er es nicht gemacht, hätten wir vielleicht keine so großen Probleme miteinander bekommen.

So aber zierte seitdem eine Narbe seine Stirn. Und das nur, weil er damals in meine Wurflinie geriet, als ich einen Schneeball warf, der Achim treffen sollte.

 Na gut, ich hätte in diesen ja keinen Stein zu stecken brauchen, aber ich war schon seit der Kindergartenzeit stinksauer auf ihn. Denn immer wieder ärgerte er mich wo er mich nur sah. Und mittlerweile hatte ich davon die Schnauze wirklich so gestrichen voll, dass ich ihm einen Denkzettel verpassen wollte, den er nie mehr vergessen sollte.

Dass ausgerechnet dieser Schneeball den doofen Miesmacher traf, dafür konnte ich nun doch wirklich nichts. Aber, da er damals heraus bekam, dass ich diesen Schneeball geworfen hatte, und ich ihm nicht sagen wollte warum, machte er mir seither meine Schulzeit zur Hölle wo er nur konnte. Und Achim, der die ganze Sache ja mitbekam, hänselte mich deshalb bei jeder Gelegenheit.

Hätte ich das geahnt, dann hätte ich mit diesem Schneeball bis nach der Schule gewartet. Denn jetzt hatte ich weder Ruhe vor Achim, noch wusste ich, was ich tun sollte um endlich Ruhe vor dem ollen Miesmacher zu kriegen.

Ich musste laut seufzen ...

Wie gerne würde ich mich jetzt mit meinem Ranzen unterhalten und endlich von den Gedanken an die Schule wegkommen. Deshalb hoffte ich auch inständig, dass meine Mutter sich endlich auf den Weg machen würde um Mario abzuholen. Doch die Zeit schien still zu stehen.

Aber mir brannte die Zeit unter den Nägeln.

Schließlich wollte ich das heutige Fußballtraining auf gar keinen Fall verpassen.

Denn am kommenden Sonntag sollte immerhin ein wichtiges Entscheidungsspiel gegen Rilchingen sein. Und ich wusste ganz genau, wenn ich heute nicht beim Training wäre dürfte ich an diesem Spiel nicht aktiv teilnehmen. Das aber wollte ich unbedingt, denn ich konnte schon beim Hinspiel gegen diese Mannschaft nicht antreten, weil ich mir ausgerechnet davor den rechten Fuß verknackst hatte. Mensch, es war wirklich zu Mäuse melken.

Wir mussten dieses Spiel einfach gewinnen, denn sonst hätte doch unser Aufstieg in die nächste Liga gewackelt. Und das konnte schließlich nicht sein.

Denn so sehr wie ich mich für den Aufstieg ins Zeug gelegt hatte, hatten wir uns diesen doch wirklich redlich verdient. Ich musste es also hin bekommen mit meinen Aufgaben rechtzeitig fertig zu werden, und sie zudem auch noch richtig zu haben.

Das war schließlich die Grundvoraussetzung um an dem Training überhaupt teilnehmen zu dürfen, das wusste ich nur zu genau. Im anderen Fall kannte meine Mutter kein Erbarmen. Das hatte sie mir in der Vergangenheit bereits oft genug gezeigt. Würde ich also nicht rechtzeitig mit den Hausaufgaben fertig werden, dann konnte ich das Training vergessen. Muttern gingen die Hausaufgaben nämlich vor allem anderen.

Dabei machte Fußball spielen doch viel mehr Spaß als am Schreibtisch zu hängen um zu büffeln.

Wieso nur konnte das von den Erwachsenen keiner verstehen?

Schließlich träumte ich von einer Karriere als Fußballprofi und von nichts anderem!

Fast wäre ich aufgestanden, um meine Mutter danach zu fragen warum das nicht endlich mal jemand begriff, da hörte ich es endlich im Flur klackern.

Das sind sicher die Absätze von Mutters Schuhen, ging es mir durch den Sinn. Denn kein anderer verursachte so viel Lärm beim gehen wie meine Mutter.

Aber schon in diesem Augenblick rief sie mir einen kurzen Gruß zu, mit dem sie mich darüber informierte, dass sie jetzt Mario abholen wolle. Dann rastete die Wohnungstür von außen ein.

Ach, wie erleichtert ich darüber doch war.

Vielleicht kann mir mein Ranzen ja doch helfen … - wenn nicht … schwirrten mir die Gedanken nur so durch meinen hübschen Kopf, es ist zumindest den Versuch wert. Denn ohne Hilfe schaffe ich es heute ganz sicher nicht rechtzeitig.

Jetzt musste alles ganz schnell gehen.

Ich holte im Blitzverfahren meinen Ranzen unter dem Bett hervor und begrüßte ihn fast stürmisch.

„He, hee, was soll denn das jetzt“, wehrte er sich dagegen „solche Liebesbezeugungen bin ich von dir ja gar nicht gewohnt … - also lass das mal lieber.“

„Sorry, ich bin nur froh, dass meine Mutter endlich raus ist. Jetzt können wir uns weiter unterhalten.“

„Und was ist mit deinen Aufgaben? Willst du heute etwa aufs Fußballtraining verzichten???“

„Nein, natürlich nicht, was denkst du denn?“ Kratzborstig erhielt er diese Antwort von mir.

„Aber ich brauche dich bei den Hausaufgaben, sonst werde ich damit nicht pünktlich fertig.“

„Ach nee, auf einmal. Sag nur du glaubst mir jetzt plötzlich, dass ich dir helfen kann?“ fragte er mich spöttisch.

„Ob ich dir glauben kann werde ich sehen. Tatsache ist, dass ich allein mit den Aufgaben nicht so fertig werde, dass ich das Fußballtraining zeitlich schaffe. Also was ist, willst du mir helfen oder nicht?“ Kampfeslustig blitzte ich ihn an.

„Ich helfe dir unter einer Bedingung, und die kennst du“, entgegnete mir mein Ranzen ohne Gnade. „Du versprichst mir, dass du mich nie wieder so wie in der Vergangenheit behandeln wirst. Im anderen Fall kannst du jede Hilfe vergessen!“

„Was bleibt mir anderes übrig ...“, ergab ich mich „aber wenn du mich veräppelt hast, dann kannst du was erleben!“

„Abgemacht“, kam es sogleich feierlich von meinem Ranzen. „Und jetzt lass uns mal sehen was du auf hast. Am besten kommst du dazu erst mal zu mir runter, denn an oder auch auf deinem Schreibtisch ist ja nicht genug Platz dafür. Das heißt, pack erst mal hier unten alles aus, lass es mich ansehen und dann setzt du dich an deinen Schreibtisch und wir machen die Sachen gemeinsam!“

Mit den Worten „alles klar“ ließ ich mich auf den Boden plumpsen, um die Sachen aus dem Ranzen auszupacken, die ich für die Hausaufgaben brauchen würde.

Kaum war das getan steckten mein Ranzen und ich die Köpfe zusammen und sahen uns die Aufgaben an, bis von ihm die klare Anweisung kam „Jetzt setz dich an den Schreibtisch und fang an, und wenn du etwas nicht sicher weißt frag mich. Ich bin sicher, so wird es am schnellsten und besten voran gehen“

Gesagt, getan!

Genauso machten wir es. Und zum ersten Mal kam ich schnell wie der Wind mit meinen Hausaufgaben voran. Selbst die dusselige Strafarbeit lief wie von selbst. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit und Lust mich nochmals darüber zu ärgern. Längst war ich mit den Aufgaben fertig, als meine Mutter mit Mario in die Wohnung kam. Und das war mir sehr recht. Denn so hatte ich noch die Zeit dazu meinen Ranzen danach zu fragen wer denn nun Pieps war.

Als ich die Antwort hörte musste ich herzlich lachen.

Ausgerechnet meinen Wellensittich hatte er Pieps genannt.

Na ja, irgendwie passte der Name ja zu Laura, denn piepen tat sie tatsächlich.

Schleierhaft blieb mir nur, wie sich die beiden miteinander verständigen konnten ohne dass ich etwas davon mitbekommen hatte. Und ebenso schleierhaft war mir auch, wie Laura – Pieps - meinen Ranzen wieder zum leblosen Ranzen werden lassen wollte, so dass er mir aber bei Klassenarbeiten dennoch helfen konnte.

Doch leider kam ich nicht mehr dazu ihn zu fragen, denn in dem Moment, als ich es tun wollte, hörte ich die Stimmen von meiner Mutter und Mario im Flur. Und schon wurde aus meinem eben noch mir helfendem Freund wieder ein lebloser Ranzen.

Das geschah aber auch gerade noch rechtzeitig, denn wie so oft stürmte Mario bereits in mein Zimmer, nur um mir zu sagen, dass er in drei Tagen einen außerplanmäßigen Wandertag haben würde. Als würde mich das interessieren …

Ihm direkt hinterher kam meine Mutter, um sich danach zu erkundigen wie weit ich denn mit meinen Hausaufgaben wäre.

„Die Aufgaben sind längst fertig“, teilte ich ihr mit und sie schüttelte darüber nur zweifelnd den Kopf.

„Na, wenn diese Aufgaben nur mal richtig sind? Ich werde sie mir ansehen sobald Mario sein Mittagessen auf dem Teller hat. Doch ich sage dir eins: Wenn die Aufgaben nicht in Ordnung sind, dann machst du sie gerade noch einmal, ist das klar?“

Jetzt wird sich zeigen, ob mein Ranzen mir wirklich helfen konnte … - und wenn nicht …

Egal was nun geschah, ich musste innerlich grinsen, wenngleich mir auch nicht ganz klar war wieso. Äußerlich jedoch versuchte ich ernst zu bleiben als ich ihr antwortete „Ja, ist schon klar ...“

 Skeptisch sah mich meine Mutter bei diesen Worten an, dann schnappte sie sich Mario und verließ mit ihm mein Zimmer, um ihm in der Küche sein Mittagessen zu servieren.

Mir blieb nun wieder Zeit um meinen Gedanken nachzuhängen.

Deshalb wollte ich sie auch gleich dazu nutzen meinen Traum vom großen Fußballstar in mir wieder einmal lebendig werden zu lassen.

Das tat ich noch vor jedem wichtigen Training und vor allem vor jedem wichtigen Spiel.

Denn es gab mir den nötigen Kick, um mein Bestes zu geben und dafür zu sorgen, dass wir jedes Spiel, in dem ich als Spielerin aktiv dabei war, gewannen. Und gerade dieses Spiel gegen Rilchingen musste unsere Mannschaft gewinnen, und ich musste heute beweisen, dass ich es verdient hatte aktiv bei diesem Spiel mitzumachen. Dass das funktioniert, das hatte ich mal in den Ferien vom Diakon erfahren. Dieser hatte uns den Trick verraten, und der musste es schließlich wissen. Also wollte ich genau das jetzt auch machen.

Doch dazu kam es nicht, denn schwupps … – noch bevor ich mich versah, landeten meine Gedanken schon wieder in der Schule.

Was war heute nur mit mir los?

Noch nie hatte ich an einem Tag so oft wie heute an die dusselige Schule gedacht, die in meinen Augen so was von überflüssig war ...

Sie konnte mir doch sonst gestohlen bleiben.

Etwas anderes war es natürlich, wenn es darum ging welche Streiche auszuhecken.

Denn das tat ich leidenschaftlich gern … - sehr zum Leidwesen meiner Lehrer und zum Nachteil meiner Noten. Das lag aber nur daran, dass meine Pauker einfach keinen Spaß verstehen konnten, an nichts anderem.

Darin war ich mir absolut sicher!

Denn die Streiche, die ich mir einfallen ließ, waren auf jeden Fall Super … - zumindest war ich davon überzeugt. Und die ganze Klasse genoss sie jedes Mal.

In diesem Augenblick dachte ich daran wie ich unserem Physiklehrer, dem alten Remmel, das Autofahren gründlich vermieste. Zuzuschreiben hatte der sich das selbst. Denn ich tat nichts anderes, als mich für eine sechs in der mündlichen Abfrage zu revanchieren, die ich für mehr als ungerecht hielt. Wieso musste der Remmel mich auch ausgerechnet an dem Tag, an dem ich noch so fürchterlich unausgeschlafen war, abfragen? Er musste mir doch angesehen haben, dass ich nicht in der Lage war dem Unterricht zu folgen. Und da wäre es nicht mehr als höflich gewesen darauf Rücksicht zu nehmen. Aber nein … - er piesackte mich, statt mich in Ruhe zu lassen.

Deshalb schnappte ich mir drei Tage später eine Kartoffel aus unserer Küche und steckte sie ihm in den Auspuff von seinem ollen Fiesta.

Nun, so fies wie eben alte Fiesta sind, zeigte dieser dem Remmel dann auch gleich was eine Harke ist. Remmel aber war darüber ebenso wenig erfreut wie ich über die sechs in Physik, die ich nur noch mit extrem guten Leistungen in der nächsten Physikarbeit ungeschehen machen konnte.

Das hatte er nun davon … - ich aber leider auch!

Wie gut, dass er nicht dahinter kam, dass das meine ganz persönliche Rache gewesen war.

Ich mochte mir gar nicht ausmalen was sonst passiert wäre ...

In diesem Augenblick läutete die Kirchturmuhr viermal und ich erschrak darüber, weil ich wusste, dass ich mich nun sputen musste. Im anderen Fall wäre ich nämlich zu spät zum Fußball gekommen. So schnell ich konnte packte ich meine Sachen in den Ranzen. Nur die Hausaufgaben, die meine Mutter ja noch kontrollieren wollte, ließ ich auf dem Schreibtisch liegen. Sie würde sie ja eh gleich ansehen. In der Küche hörte ich es währenddessen klappern, und als etwas Ruhe einkehrte wusste ich, dass ich jetzt dran wäre mit der Hausaufgabenkontrolle.

Da kam sie auch schon, meine Mutter, wieder zu meiner Tür hereingeschneit.

„Na, dann lass mich mal an deinen Schreibtisch“, forderte sie mich auf meinen Platz zu verlassen „ich schau mir mal geschwind deine Sachen an, damit du noch etwas Zeit hast um Berichtigungen zu machen. Sonst wird das heute nichts mit deinem Fußballtraining.“

Ungern machte ich ihr Platz und ließ sie meine Hausaufgaben kontrollieren. Denn in der Regeln fand sie darin noch so manchen Fehlerteufel.

Heute aber war alles anders!

Nicht einen einzigen Fehler fand Mutter in meinen Hausaufgaben, worüber sie mehr als erstaunt war und was mich selbst natürlich sehr freute.

„Wie hast du das denn hingekriegt? Normalerweise läuft das doch anders bei dir“, wollte sie sogleich von mir wissen.

„Das kann ich dir auch nicht sagen ...“, erklärte ich mit einem dankbaren Blick auf den Ranzen, den meine Mutter aber nicht wahrnehmen konnte, da sie mit dem Rücken zu ihm saß.

„Nun, wie auch immer das gelaufen ist, deine Hausaufgaben sind tadellos! Und ich wäre froh, wenn das keine Eintagsfliege bliebe sondern du mir in Zukunft immer solche Hausaufgaben vorlegen würdest. Denn dann würden auch deine Klassenarbeiten anders aussehen!“

Mit diesen Worten strich mir meine Mutter übers Haar. Ich konnte das zwar gar nicht so gut leiden, aber sie war nun einmal meine Mutter. Deshalb ließ ich es ohne ein Wort geschehen.

Wichtig war mir in diesem Augenblick nur, dass ich rechtzeitig zum Training aufbrechen konnte.

„Kann ich meine Sachen jetzt einpacken?“

„Ja, klar ...“ , war der kurze Kommentar dazu von Mutter „und anschließend kannst du dich fürs Fußballtraining fertig machen. Ich fahr dich dann hin. Müssen wir unterwegs noch einen einsammeln?“

„Nein, das brauchen wir heute nicht. Die Mutter von Steffi bringt die anderen mit“, erklärte ich ihr.

Was ich ihr verschwieg war die Tatsache, dass ich nicht daran geglaubt hatte rechtzeitig fertig zu werden. Denn in der Regel brauchte ich tatsächlich viel, viel mehr Zeit für meine Aufgaben.

„Prima! Dann kannst du noch vor dem Training mit mir Kaffee trinken! Ich habe nämlich gestern Abend noch eine Donauwelle gebacken. Und die magst du doch so gern.“

Donauwelle … - mmmh lecker, war mein einziger Gedanke.

Wie gut, dass ich so schnell mit den Hausaufgaben fertig geworden war. Wer weiß ob für mich im anderen Fall noch genug übrig geblieben wäre.

Ich hätte mich in Donauwellen nämlich immer rein legen können, so klasse schmeckten sie mir.

Zu meiner Mutter gewandt meinte ich „Au ja, das ist jetzt genau das Richtige für mich!“

„Na, dann komm mit!“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und verließ mit meiner Mutter mein Zimmer, um mit ihr in der Küche den Tisch fürs Kaffee trinken zu decken.

„Trinkt sonst noch einer mit uns Kaffee?“ Ich stellte Mutter diese Frage rein rhetorisch, obwohl ich eigentlich das Gefühl gehabt hatte, dass Mario längst nicht mehr in der Wohnung war.

„Nein, nur wir beide ...“

„Prima, und danach kann ich zum Fußballtraining?“

„Ja, gleich danach brechen wir auf. Und heute bleibe ich dabei und schaue mir das Training auch einmal an. Ich habe nämlich endlich mal genug Zeit, weil mein Nähkurs heute ausfällt“, erklärte mir meine Mutter.

„Na dann, guten Appetit!“

Wir beide genossen die Donauwelle, stellten noch unser Geschirr in die Spülmaschine und dann nahm ich meinen Trainingsbeutel und verließ mit meiner Mutter die Wohnung, um mit ihr zum Fußballplatz zu fahren.

Noch bevor wir ins Auto einstiegen, wollte ich von meiner Mutter wissen „Sag mal, wo ist eigentlich Mario hin? Der war so schnell weg, dass er doch bestimmt noch keine Aufgaben machen konnte. Wieso darf der das eigentlich und ich nicht?“

„Mario ist zu Benny mit dem Rad gefahren, und von dort aus wollten sie mit Bennys Eltern ins Schwimmbad“, war die lakonische Antwort meiner Mutter.

„Und wieso darf er das ohne Hausaufgaben gemacht zu haben, ich aber nicht?“ bohrte ich noch einmal nach.

„Zum einen hat Mario heute keine Aufgaben auf, und zum anderen macht er sie einfach anders als du normalerweise“, erklärte mir meine Mutter die Sachlage.

Ich konnte darauf nichts erwidern, denn ich wusste nur zu gut, dass es den Tatsachen entsprach.

 Zwar hatte ich keine Ahnung wie der Steppke das machte, aber er war wirklich mit seinen Sachen meist viel schneller fertig als ich. Und er hatte seltsamerweise auch bei Klassenarbeiten längst nicht meine Probleme. Dabei lernte er längst nicht soviel dafür wie ich.

„So gut wie der hätte ich es auch gern nochmal ...“, seufzte ich deshalb nur kurz auf.

Dann kletterte ich auf den Rücksitz vom Auto und die Fahrt zum Fußballplatz ging los.

Ach, wie sehr ich mich doch darauf freute, denn Fußball war einfach mein Leben.

Könnte ich doch nur, statt zur Schule zu gehen, ständig auf den Sportplatz …

Kaum war das gedacht kamen wir auch schon am Sportplatz an. Und dort verging das Training wie im Nu. Ich beherrschte meine Sache wie sonst keiner aus unserer Mädchenmannschaft, deshalb wurde ich dafür an diesem Tag von unserem Trainer auch mehrfach gelobt. Das tat mir richtig gut, denn im Gegensatz zu dem was in der Schule lief war ich hier der King. Und es war nicht schlecht, dass meine Mutter das auch wieder einmal mitbekam. Es machte nämlich auch sie mächtig stolz auf mich. Leider jedoch war das Training nur allzu bald vorbei und wir fuhren wieder nach Hause.

Auf dem Weg dorthin kam allerdings noch einmal die Frage meiner Mutter, auf die ich bereits die ganze Zeit über gewartet hatte. „Wieso ging die Mathe-Arbeit eigentlich nicht besser? Du konntest die Aufgaben doch alle zu Hause einwandfrei.“

„Ich weiß es selbst nicht ...“, war meine dürftige Antwort darauf.

„Und wie soll das jetzt weitergehen? Dein Schulstoff wird nicht leichter, sondern mit jedem Schuljahr schwieriger.“

„Das kann ich dir auch nicht sagen, doch ich werde mich weiterhin anstrengen so gut ich es kann“, versprach ich meiner Mutter sogleich. Mehr hatte ich nicht dazu zu sagen, denn es ärgerte mich ja selbst, dass ich die Sachen zu Hause konnte, sie aber wie weggeblasen waren wenn ich in der Schule vor den Klassenarbeiten saß. Nach dieser Aussage verfielen wir beide in tiefes Schweigen, bis wir zu Hause waren. Und um keiner weiteren Diskussion mehr standhalten zu müssen verkrümelte ich mich gleich darauf in mein Zimmer. Selbst zu Abend essen wollte ich nicht mehr. Das erklärte ich auch, als man mich zum Abendessen rief. Glücklicherweise ließ man mich an diesem Abend auch wirklich einmal in Ruhe.

Da ich von Training richtig müde war legte ich mich alsbald schlafen, und meine Augen fielen mir sehr schnell zu. Doch kaum war ich eingeschlafen, erschien mir mein lebendiger Ranzen im Schlaf, und fragte mich: „Na, glaubst du mir jetzt, dass ich dir helfen kann?“

Ich brauchte etwas Zeit um mich zu orientieren.

In dieser fragte mich mein Ranzen erneut: „Was ist nun, glaubst du mir jetzt, dass ich dir helfen kann???“

„Ja, das hast du mir ja heute bewiesen. Ich war noch nie so schnell mit den Aufgaben fertig wie heute. Und meine Mutter war damit auch noch nie so zufrieden. Übrigens … - danke dafür!“

„Und wie soll es mit uns jetzt weitergehen?“

„Wie meinst du das?“

„Ganz einfach, so wie ich es heute schon gesagt habe. Wenn du mit mir in Zukunft ordentlich umgehst, dann helfe ich dir gern bei deinen Hausaufgaben und Klassenarbeiten. Wenn du allerdings weiter deine Wutausbrüche an mir auslässt, dann kannst du sehen wie du alleine fertig wirst. Ist dir das klar?“

„Du meinst es ernst!“, stellte ich fest.

„Ja, ich meine es sogar sehr ernst und gehe davon auch nicht ab! Du hast mich ohne jede Rücksicht auf mich immer wieder, seit Jahren, malträtiert. Das mache ich in Zukunft nicht mehr mit. Denn für mich hat es die Hölle bedeutet, solche Schmerzen hast du mir damit zugefügt. Und außerdem sehe ich dadurch derart zerfleddert aus, dass ich von allen anderen Ranzen seit langem ausgelacht werde. Glaubst du denn wirklich, dass mir das Freude bereiten kann???“

„So habe ich das noch gar nicht betrachtet ,,, - entschuldige bitte. Aber für mich warst du bis heute nur ein lebloses Ding, das nur den einen Zweck erfüllte, meine Schulsachen von hier in die Schule und zurück zu transportieren.“

„Siehst du das immer noch so?“

  „Nein - natürlich nicht! Wie könnte ich das denn nach den Erfahrungen, die ich heute gemacht habe, immer noch so sehen? Das geht doch gar nicht!“

„Na, dann sag mir bitte einmal wie du das jetzt siehst“, forderte der Ranzen mich daraufhin auf, und ich erklärte ihm wie ich die Sache nach den ersten Gesprächen mit ihm sah.

„Hätte ich gewusst wie es dir dadurch geht, dass ich so wild mit dir umgehe, dann hätte ich es doch gar nicht erst gemacht ...“, gab ich beschämt zu „auch dann nicht, wenn ich noch so wütend auf die Lehrer gewesen wäre. Stattdessen hätte ich mir etwas anderes gesucht um daran meinen Ärger auszulassen. Aber halt, hätte ich dann nicht unter Umständen auch wieder jemanden oder etwas verletzt???“

„Das kommt ganz darauf an was du gemacht hättest. Denn statt deinen Ärger an irgendwas auszulassen hättest du ihn ja auch in ganz andere, für dich fruchtbare Bahnen lenken können, wie du es zum Beispiel auch beim Fußballspielen tust. Da powerst du dich aus, ohne dass es jemandem schadet oder gar weh tut. Und das kannst du zum Beispiel auch bei anderen Sachen machen. Verstehst du das?“

„Wenn ich ehrlich bin noch nicht so wirklich“, bekannte ich daraufhin.

„Also, würdest du, wenn du voller Wut bist, nicht auf dem Heimweg trödeln sondern dir einen Sport daraus machen gerade dann besonders schnell heim zu kommen, dann würde der Ärger unterwegs schon verfliegen. Denn die Kraft, die du dann in die Schnelligkeit für den Heimweg investieren würdest, sie würde dir für deinen Ärger schon nicht mehr zur Verfügung stehen“, erläuterte Heike der Ranzen.

„So gibt es aber noch viel mehr Möglichkeiten seinen Frust abzubauen, und irgendwann schildere ich dir diese auch noch. Aber im Moment glaube ich, dass es für dich an der Zeit ist zu schlafen. Denn ich habe schon oft beobachtet, dass du, wenn du zu wenig geschlafen hast, am nächsten Tag ziemlich unausstehlich sein kannst. Und das ist für dich selbst von Nachteil. Denn du bekommst dann vom Unterricht nur einen Bruchteil mit, was es dir erschwert anschließend über den Schulstoff, der in der Zeit gelaufen ist, ordentliche Arbeiten zu schreiben. Verstehst du das?“

„Meinst du wirklich?“

„Ja, so ist es wirklich, das kannst du mir ruhig glauben. Schließlich begleite ich dich ja fast jeden Tag über viele Stunden und bekomme es sehr genau mit. Du verdirbst dir damit selbst die Freude am lernen und auch so manche gute Note! Da hilft es dir auch nicht stattdessen so manchen Schabernack auszubrüten, der dir womöglich noch Strafarbeiten und schlechte Noten einbringt. Das hast du doch in der Vergangenheit selbst feststellen können, oder?“

„Dann ist es jetzt wohl wirklich an der Zeit die Augen zu schließen, und ab morgen behandle ich dich wie meine Freundinnen. Du wirst es schon sehen! Aber kann ich mich auch auf dich verlassen, und du hilfst mir in Zukunft beim Lernen?“

Obwohl Heike bei diesen Worten fast in den Tiefschlaf fiel wartete sie sehr gespannt auf die Antwort, die ihr der Ranzen darauf wohl geben würde.

„Du kannst dich voll und ganz auf mich verlassen! Das ist ganz fest von mir versprochen! Aber du solltest auch auf mich hören, wenn ich dich auf etwas aufmerksam mache. Denn ich bekomme sehr vieles mit, was an dir einfach vorbei geht. Versprichst du mir das?“

„Ja, das will ich dir versprechen, auch wenn ich jetzt nicht ganz verstehe wie du das meinst. Doch jetzt gute Nacht ...“

„Gute Nacht, schlaf gut“, waren die letzten Worte von Heikes Ranzen, dann schliefen beide tief und fest.

 „Guten Morgen, aufstehen … - fertig machen ...“ weckte mich meine Mutter am nächsten Morgen.

„Muss das denn wirklich schon sein??? Kann ich nicht noch fünf Minuten schlafen? Nur fünf Minuten Mutti, bitte!!!“ Wie gerne hätte ich weiter geschlafen, denn ich hatte gerade so wunderschön geträumt.

„Nix da, du musst raus, der Tag hat begonnen, die Sonne lacht und die Schule wartet nicht!“

„Okay … - ich komme.“

 Zuerst muss ich aber unter mein Bett schauen, ob mein Ranzen noch da ist. Er wird sich doch in der letzten Nacht nicht auf die Socken gemacht haben, um woanders hinzulaufen?
Kaum hatte meine Mutter das Zimmer verlassen, spitzte ich auch schon unter mein Bett.

Da lag mein Ranzen, leblos als hätte er nie mit mir gesprochen. Und ich fragte mich, ob ich das alles nicht nur geträumt hatte. Na, das würde sich zeigen … - aber ich wollte es nicht darauf anlegen, sondern ihn in Zukunft so pfleglich behandeln, wie ich es ihm versprochen hatte. Schließlich konnte man ja nie wissen.

Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett, um mich für die Schule fertig zu machen. Und nach einem reichhaltigen Frühstück schnappte ich mir meinen Ranzen, um zu Steffi zu kommen, mit der ich zur Schule fahren würde. Dabei fiel mein Blick auf die Katzenaugen meines Ranzens.

Habe ich mich jetzt versehen, oder aber hast du mir ein Auge gepetzt? fragteich stumm meinen Ranzen, als es wieder geschah. Ich nahm es als gutes Zeichen und trabte fröhlich los.


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